Dreamteam
 
 

Wie alles begann und wurde

Es begann alles Anfang September!
Ich schlenderte mit meiner Mutter über den Pferdemarkt, wir wollten ja in nächster Zeit ein Pferd kaufen und vielleicht würde sich etwas finden... Wir haben dann meinen Onkel getroffen und der hat und die damaligen Besitzer von Chayenne vorgestellt. Ein 19-jähriger Wallach, steht im Offenstall mit einem Hengst und zwei anderen Wallachen hinter Regensburg. Seit 2 Jahren nur wenig gearbeitet, sonst aber topfit und gesund! Meine Mum sich gefreut: Oh schön, ein braves, ruhiges Pferd, genau das richtige! Ich dachte mir: Na super, der bricht wahrscheinlich zusammen wenn ich mich draufsetze

1. Proberitt
Als wir endlich einen Termin zum ersten Probereiten hatten fuhr mich meine Mum zum Haus der Besitzer, dort stand der zweite Araberhengst der Familie. Von dort aus fuhren wir dann los zum Stall wo Chayenne stand. Ich war sehr überrascht als ich den kleinen, stämmigen Wallach sah und man sah ihm sein Alter trotz wenig Training nicht wirklich an! Da die Besitzerin ihre Tochter dabei hatte(konnte noch nicht laufen) ging sie später beim ausreiten nebenher. Wir also erst mal das Pferd fertig gemacht usw. Die Besitzerin hat den dicken Wallach erst mal ab longiert. Er ging brav, hörte auf alle Kommandos usw. Richtungswechsel alles kein Problem. Auch als ich die Longe übernahm(hatte da sehr wenig Erfahrung mim longieren) ging alles super! Hat mich natürlich sehr gefreut. Dann haben wir das Pferd noch gesattelt und los gings. Ab ins Gelände(da kein Platz oder Ähnliches vorhanden). Tiger(wie er von der Besitzerin genannt wurde) war von Anfang an sehr triebig. Als ich antraben sollte war das schon ein Kampf und auch im Galopp musste ich mich sehr abmühen das er nicht ausfiel. Man muss dazu sagen das ich zu dem Zeitpunkt eine sehr ängstliche Reiterin war und ich somit sehr glücklich war das das Pferd einen so "ruhigen" Charakter hat. Der Ausritt verlief bis zum Schluss ohne irgendwelche besonderen Zwischenfälle. Wa sich noch sagen sollte: Bei dem Proberitt beschränkte sich meine Erfahrung mit Pferde auf Pflege, reiten auf Schulpferden in der Halle, hin und wieder ausreiten auf Shettys und einem Ausritt auf einer Stute. Außerdem ritt ich bei meinem Onkel hin und wieder, aber ich war alles andere als sicher!
Nja, als wir das Pferd versorgt hatten und ich wieder zu Hause war freute sich meine Mutter natürlich sehr das er so ruhig war. Auch ich war ganz zufrieden mit dem Pferd, auch wenn er NICHT das erhoffte Dressurpferd war und die Besitzerin mehrmals BETONTE das er für Platzarbeit oder Dressur NICHT geeignet ist.

2. Proberitt
Ein paar Wochen vergingen und der zweite Proberitt stand an. Diesmal ritt die Besitzerin mit ihrem Pferd mit und Chayenne wurde vorher nicht ab longiert. Pferde waren also fertig und es konnte los gehen. Von Triebigkeit war KEINE Spur mehr. Tiger war zwar nicht unkontrollierbar schnell, aber triebig nun wirklich nicht. Ich war nur am bremsen bzw. hab ihn letztendlich einfach hinterher laufen lassen. So hatte ich wenig zu tun und er kam nicht in Versuchung zu buckeln oder Ähnliches. So verlief auch dieser Ausritt im groben reibungslos aber ziemlich rasant. Und der kleine Wallach hatte eine wahnsinnige Kondition. Das war ich von anderen Pferden nicht wirklich gewohnt.
Nachdem ich meinen Eltern berichtet hatte und sie ihn sich kurz auf der Koppel einmal angeschaut hatten wurde beschlossen das wir ihn übernehmen! Die Besitzerin meinte sie würde ihn zurücknehmen wenn etwas nicht passt usw.(Dann wäre er wahrscheinlich Therapiepferd geworden).

24. Oktober 2005
An diesem Tag kam der Dicke zu uns auf den Hof. Da wir noch keinen Stall hatten wurde ein provisorischer Stall in einer kleinen Hütte eingerichtet.. "Nur für ein paar Wochen". Es wurde eine Paddockbox, sehr hell, sehr luftig und mit freiem Zugang zum Paddock. Aus den "paar Wochen" wurden fast 3 Monate.
Aber nun zum Tag der Ankunft. "Mein Pferd" sollte im Laufe des Tages kommen. um 9 Uhr abends rollte schließlich das Auto samt Hänger und Pferd auf den Hof. Es gab "kleine" Probleme beim verladen. Der Dicke wurde in seine Box geführt und schaute sich natürlich erst mal alles an, fing aber bald an zu fressen und um halb 11 war alles aufgeräumt und ich ging ins Bett. Am nächsten Tag war schließlich Schule und es standen immerhin 2 Exen an(ohne lernen und trotzdem gute Noten :D)
Ich war an diesem Tag natürlich der glücklichste Mensch auf Gottes Erden. Aber schon in den nächsten Tagen wurde mein Höhenflug gebremst.


Die große Enttäuschung oder auch der Absturz
Eigentlich wollte ich noch warten bevor ich ihn das erste mal reiten, aber auf Drängen meiner Mutter ging ich am nächsten Tag doch schon auf den Reitplatz! Von der Besitzerin wurde mir ja mehrmals gesagt das er nichts für Dressurarbeit ist! Ich aber trotzdem sehr optimistisch gesattelt und das Pferd fertig gemacht. Da war er auch nocht relativ brav, auch wenn er nicht still stehen konnte. Dann auf den Platz, aufgestiegen! Und seine erste Aktion: Rückwärts RASEN. Ich habe noch nie ein Pferd unter mir gehabt das so schnell zurück rennt! Trotz Gerte habe ich ihn nicht vorwärts bekommen. er stand entweder und rannte zurück. Irgendwann ging er dann doch vorwärts, war aber sehr spannig und aufgewühlt. Er sprang sehr oft auf die Seite. Antraben konnte ich gar nicht! Meine Mum meinte dann ich solle ins Gelände gehn, vielleicht geht das besser! Bis zur ersten Wegabzweigung ging es auch halbwegs. Aber ab da blieb er immer wieder stehn, schmieß sich rum, wollte zurück oder versuchte mich gegen Bäume zu drücken. Wir standen ca. 25 mal mittem im Acker und mit einem Ausritt war das nicht zu vergleichen. Es war ein reiner Kampf!

Natürlich war ich nach diesem Ritt sehr enttäuscht. Am nächsten Tag beschloss ich ihn erst mal abzulongieren. Gesagt getan! ich also Longe gepackt, Peitsche mit und ab auf die Wiese. Das Pferd ist erst "brav" im Kreis außen rum gerast. An durchparieren oder gar Richtungwechsel war nicht zu denken. Wo er das doch beim Probereiten so schön gemacht hatte. Irgendwann fing er dann auch an auf mich zu zu laufen. Er wusste das er mir damit Angst machen konnte.
Es ging Monate so weiter! Die Probleme wurden immer mehr! Schließlcih waren wir soweit das ich seine Box nicht mehr betreten durfte ohne das er mir drohte. Er schlug und biss nach mir, wurde immer unruhiger und "gefährlicher". Putzen, satteln, aufsteigen, longieren oder reiten, fast nichts konnte ich machen ohne danach blaue Flecken zu haben oder in Tränen auszubrechen! Die Wut auf das Pferd wurde immer größer, ich fing an mich mit Schlägen dagegen zu wehren, bis wir schließlich ganz unten angelangten. Ausreiten ging in der Gruppe solange gut solange wir nicht galoppierten, alleine ausreiten ging gar nicht!

Der Aufstieg
Ich weiß nicht genau WAS ich verändert habe bzw. WIE, aber mit der Zeit wurde es wieder besser! Viel besser! Ich wurde konsequenter und sicherer im Umgang mit ihm. Das spazieren gehgen funktionierte wieder, genau so wie das putzen, satteln und aufsteigen! Irgendwann konnten wir auch kurze Strecken alleine ins Gelände gehen und schließlich auch stundenlange Ausritte alleine unternehmen! Nur in der Gruppe wurde er zunehmend nervöser! Die Platzarbeit hatte ich auf "Im kreis hetzten hauptsache er spinnt nicht" beschränkt. Aber irgendwann reichte mir das nicht mehr. Ich nahm an einem Westerkurs teil und von da an ging es steil bergauf! Er galoppierte endlich richtig an, zeigte "versammlungsbereitschaft" wurde weich im Maul und akzeptierte den Schenkel! Ich nahm mehr oder weniger regelmäßig Unterricht und schlussendlich waren wir bei diversen Seitengängen und fliegenden Wechseln angelangt! Unser Vertrauen wuchs immer mehr und mittlerweile würden wir alles füreinander tun! Mittlerweile arbeite ich einen Mix aus Western und klassischer Dressur, so wie mich meine ehemalige RL unterrichtet hat. Außerdem machen wir sehr viel Arbeit vom Boden aus(Langzügel).

 

Das ist nun eine sehr "kurze" Zusammenfassung von unserer Geschichte. Wer zu einem bestimmten Punkt mehr Details wissen will kann sich gerne melden. Was ich aber noch sagen möchte: Ich habe 2 Jahre gebraucht um ihn wirklich kontrolliert reiten zu können und 2,5 Jahre um ihn überhaupt an der Longe gymnastizieren zu können. Den Rest der Zeit haben wir damit erst gegeneinander und dann füreinander zu kämpfen! Ich hatte wirklich viel zu kämpfen, am meisten mit mir selbst! Ich musste lernen meine Launen nicht am Pferd auszulassen und mich selbst unter Kontrolle halten zu können.

Hier drei Videos:
http://www.youtube.com/watch?v=yLPQHK3bIWI&feature=channel
http://www.youtube.com/watch?v=bSdnr63CRR8&feature=channel
http://www.youtube.com/watch?v=dIm0L8Fslcw&feature=channel